Schweizer Immobilienmarkt

Der Schweizer Immobilienmarkt lässt sich nicht aus der Ruhe bringen

Pandemie, Krieg und Inflation: Trotz turbulenter und unsicherer Zeiten steigen die Preise für Schweizer Wohnimmobilien unbehelligt weiter an. Weshalb ist das so und welche zukünftige Entwicklung wird erwartet?

Im Gegensatz zu anderen Preisindikatoren misst der IMPI des BFS die Preisentwicklung für Wohnimmobilien auf Grundlage der tatsächlichen Transaktionen, die von den Hypothekarinstituten erhoben werden. Damit ist er zwar eher zurück- denn vorausschauend, im Gegensatz etwa zu Analysen der Angebotspreise, spiegelt aber verlässlicher wider, was am Markt tatsächlich passiert.

Die zwischenzeitlich starke wirtschaftliche Erholung in der Schweiz nach der Corona-Pandemie gerät durch die Ukraine-Krise und die Rückkehr der Inflation bereits wieder etwas ins Stocken. Die Schweiz schlägt sich im Vergleich zu anderen Ländern jedoch sehr gut und darf gemäss Experteneinschätzungen für 2022 mit einem Wirtschaftswachstum vom immerhin 2,7 Prozent rechnen. Durch das Wachstum werden neue Arbeitsplätze geschaffen, was wiederum für zusätzliche Einwanderung sorgt. Leben mehr Menschen in der Schweiz, so wird auch mehr Wohnraum benötigt, was für höhere Immobilienpreise sorgt, wenn das Angebot, wie aktuell der Fall, nicht mit der steigenden Nachfrage mithalten kann.

Zinsanstieg wegen ansteigender Inflation

Wichtig für die weitere Entwicklung am Immobilienmarkt wird aber auch die Zinsentwicklung sein. Die tiefen Zinsen sind seit vielen Jahren ein wichtiger Treiber für die Immobilienpreise in der Schweiz. In den USA schoss die Inflation nun im März 2022 aber auf 8,5 Prozent und somit auf den höchsten Stand seit   40 Jahren. Als Reaktion auf das steigende Preisniveau hob die amerikanische Notenbank die Zinsen an. Weitere Zinsschritte werden folgen. Höhere Zinsen machen die Finanzierung von Immobilien teurer, da auch die Hypothekarzinsen ansteigen. Dadurch können sich weniger Personen eine Immobilie leisten, was zu einer sinkenden Nachfrage und in der Folge auch zu niedrigeren Immobilienpreisen führt. Bereits jetzt sind die Hypotheken in der Schweiz etwas teurer geworden, da die Marktteilnehmer erste Zinserhöhungen antizipieren.

Allerdings ist die Schweiz auch in Sachen Inflationsentwicklung ein Sonderfall: Experten rechnen im Gesamtjahr 2022 in der Schweiz mit einer Inflation ungefähr 2 Prozent, was im Vergleich zum Ausland sehr moderat ist. Die Schweizerische Nationalbank wird daher zurückhaltend sein und die Zinsen höchstens behutsam anheben, da das Risiko einer Überhitzung der Wirtschaft aufgrund einer ausufernden Inflation gering ist. Daher ist die Gefahr stark fallender Preise durch massiv höhere Finanzierungskosten am Schweizer Immobilienmarkt als gering einzuschätzen.

Wohneigentum dürfte teurer werden

Wie eine Umfrage von Fahrländer Partner Raumentwicklung (FPRE) im Frühling 2022 unter über 700 Immobilienmarkt-Experten ergab, rechnet eine deutliche Mehrheit für die nächsten 12 Monate in der Schweiz mit weiter steigenden Preisen für Eigentumswohnungen und Einfamilienhäuser. Auch die Erwartungen bezüglich der Wertentwicklung von Mehrfamilienhäusern sind nach wie vor positiv, aber im Vergleich zum Herbst 2021 etwas verhaltener. Für die Büro- und Geschäftshäuser werden stabile Preise erwartet

Für Käufer/innen und Verkäufer/innen von Wohneigentum in der Schweiz bedeutet dies, dass die Preise vorerst das tun dürften, was sie bereits die letzten 20 Jahre praktisch ununterbrochen getan haben: Sie werden weiter ansteigen. Aber angesichts der bereits hohen Preisniveaus werden die Wachstumsraten vielerorts wohl etwas nachlassen.